Wanderjahre eines Clubs
Dass sich der Nachmittags-Club zur Erfolgs-Schiene auswachsen wird, damit hat Veranstalter Ziggy Kremser „wirklich nicht gerechnet“. Der damalige „Fünf Uhr Tee“ in der Meierei im Stadtpark sollte doch bloß Gelegenheit bieten die eigene Plattensammlung öfter mal auszuführen. Denn Kremser hat eine ausgeprägte Vorliebe für alte Scheiben aus den Sechziger- und frühen Siebziger-Jahren – immerhin ist da „zwischen Soul und Brazil einiges drin“ – und das hat ja auch „den Freunden gut gefallen“.
Schnell hat sich die entspannte sonntägliche Veranstaltungsreihe herumgesprochen, plötzlich
„tanzten 18-Jährige wie wild neben älteren Semestern, die gerade ihre Krawatten lockerten“. Ein Phänomen, dass für Kremser übrigens das Geheimnis der Linie ausmacht: „Wir sprechen altersmäßigein sehr breites Publikum an.“ 1998 übersiedelte Soul Sugar in die Volksgarten Banane und entwickelte sich stärker Richtung Nachtclub. Klar, gab Kremser dann mit seiner Soul-Reihe auch die erste Veranstaltungsserie im frisch eröffneten Porgy & Bess – das Programm wuchs sich aus, man konzentrierte sich stärker auf Live Acts und das Nomadentum wurde zum Konzept. Soul Sugar gastierte unter anderem im WUK, in der Krieau, im Moulin Rouge, im U4 und im Palais Kinsky. Kremser: „Wir haben wirklich nichts ausgelassen.“ Die aktuelle Location: Das Planetarium im Prater. „Das ist eine super Homebase“, sagt Kremser. Am Samstag wird hier also Geburtstag gefeiert. Mit den DJs Arno, Bionic Kid, Bunani und Levi und dem Brazil-Electronic Sound von Célia Mara.
Apropos Heimstätte: Was tut sich eigentlich in Sachen Ottakringer Soul Sugar Imperium? Das Loft 16 befindet sich noch immer im Umbau, so Kremser. Kommendes Frühjahr sollen Café, Club, Galerie &Co aber endlich eröffnet werden. Damit auch im kommenden Jahrzehnt etwas zu tun bleibt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2007)
SOULSUGAR 2209
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